100 Jahre

Mit großer Vorfreude und voller Tatendrang haben wir uns im Vorstand und im Umfeld der Sportfreunde über zwei Jahre mit der Planung und Vorbereitung unseres großen Geburtstags beschäftigt, die SFB werden im Jahre 2021 genau 100 Jahre alt. Eines haben wir jedoch nicht vorhersehen können: Die Corona-Pandemie! Und so ergeht es uns nun wie vielen anderen auch, wir mussten unsere Planungen teils einfrieren, teils revidieren und vieles liegt noch im Pandemienebel der Zukunft verborgen. Deshalb können wir an dieser Stelle auch nur einen vorläufigen Planungsstand wiedergeben, einige Fragezeichen werden sich erst im Laufe des nächsten Jahres auflösen. In diesen Zeiten sind wir nicht nur besonders gefordert, die jeweils aktuellen Schutzvorschriften umzusetzen, sondern müssen auch außerordentlich flexibel bleiben und ziemlich kurzfristig über die Umsetzung unserer Pläne im Jahre 2021 entscheiden. Vielleicht werden wir auch einige Dinge erst in 2022 durchführen. Sobald es Neuigkeiten gibt, werden sie hier veröffentlicht (Stand Oktober 2020).

Planungen

Festwochenende

Das Festwochenende soll vom Freitag, 25.06.2021, bis Sonntag, 27.06.2021, stattfinden. Nach bisheriger Planung u.a. mit einem Ehemaligentreffen und einem Familientag für alle Mitglieder und Bewohner des Dorfes und des Kirchspiels. Ob und in welcher Form dieses Wochenende dann tatsächlich stattfinden wird, entscheidet sich kurzfristig. Wir werden euch über die Homepage, unsere sonstigen Kanäle und die örtliche Presse informieren. Trotz aller Unsicherheiten: Versucht euch möglichst diesen Termin freizuhalten!

Sonstige Veranstaltungen

Geplant war insbesondere noch, am 1. Mai 2021 eine Sternwanderung zum Sportgelände für viele Gäste aus Nah und Fern anzubieten. Leider erscheint es uns momentan ziemlich unwahrscheinlich, dass wir das umsetzen können. Vom 05.-09.07.2020 wird uns die Fußballschule Florian Hammel besuchen und ein Trainingsprogramm für alle fußballbegeisterten Kinder anbieten. Je nach Saisonverlauf soll es nach Abschluss der Spielzeit 2020/21 auch noch Jubiläumsspiele der Senioren und Junioren geben. Und wenn möglich werden natürlich weiterhin die traditionellen alljährlichen Veranstaltungen wie Saisonabschluss, Kölscher Abend und X-mas Night stattfinden, und zwar jeweils in einem "Jubiläumsanstrich". Weitere einzelne Veranstaltungen bleiben kurzfristig abhängig vom Pandemieverlauf vorbehalten.

Jahreshauptversammlung

Im Jubiläumsjahr soll auf jeden Fall eine Jahreshauptversammlung durchgeführt werden; ggf. mit entsprechenden Schutzvorkehrungen.

Vereinsfahrt

Die Planung ist zunächst ausgesetzt. Sobald Planungssicherheit besteht, soll aber möglichst eine Fahrt organisiert werden, wobei die Durchführung frühestens 2022 erfolgen wird.

Neue Website

Wie ihr alle schon gemerkt habt, gehen wir mit einer frischen, modernen und informativen neuen Homepage in unser Jubiläumsjahr. Ganz herzlichen Dank an unseren Partner Marco Thönelt für viele gute und kreative Ideen, die fachmännische Umsetzung und überdurchschnittlich hohes Engagement!

Außenanlagen

Für die Erneuerung des "Bolzplatzes" an der Kreisstraße haben wir Fördergelder beantragt und planen die Maßnahme 2021 bis 2022 ein.

Jubiläumskleidung / Fahnen

Unser Förderverein hat sich bereit erklärt, Vereinskleidung im neuen Outfit passend zum Jubiläum zu besorgen. Es wird die Gelegenheit geben, Vereinsfahnen zu bestellen. Weitere Infos folgen.

Schönes Westfalen

Im Jahrbuch "Schönes Westfalen 2021" von Peter Kracht, erhältlich für etwa 20 € ab November 2020, werden sich die Sportfreunde überregional mit einem Beitrag zur Vereinsgeschichte, besonders zu den ersten Jahren, einer breiten Öffentlichkeit präsentieren können.

Schönes Westfalen

Auszug aus Peter Kracht, „Schönes Westfalen“ Jahrbuch 2020, Aschendorff – Verlag, November 2020)

Freunde bleiben
Wer dieser Tage seinen 100. Geburtstag feiert, kann viel erzählen: Ein komplettes Jahrhundert, beginnend in der Zeit der Weimarer Republik bis hin zum heutigen Tage in unsere hochtechnisierten Informationsgesellschaft. Auch unser kleiner Dorfklub begeht sein rundes Jubiläum und blickt zurück auf Erlebnisse und Ergebnisse, auf Geschichte und Geschichten, auf kickende Kerle und talentierte Turnerinnen. Die Sportfreunde 1921 Birkelbach e.V. feiern Geburtstag! … Einen besonderen sportlichen Aufschwung nahmen die Sportfreunde in den vergangenen drei Jahrzehnten seit dem erstmaligen Aufstieg in die Bezirksliga im Jahr 1990. Die Fußballer spielen nunmehr seit 20 Jahren ohne Unterbrechung in der Bezirksliga, kein Verein in der aktuellen Bezirksliga-Staffel ist ununterbrochen länger dabei. Für Wittgensteiner Verhältnisse eine wirklich außergewöhnliche Leistung, man duelliert sich hier mit deutlich größeren Vereinen aus Schmallenberg, Sundern und Eslohe oder früher auch Meschede, Hüsten und Brilon. Noch erfolgreicher sind die Turnerinnen, die bis vor Kurzem noch in der Oberliga Westfalen, der höchsten westfälischen Liga geturnt hatten, und nunmehr eine Klasse tiefer in der Verbandsliga eine gute Rolle spielen. Besonders stolz auf diese Leistung darf man sein, da alle Turnerinnen Eigengewächse sind und aus dem Kirchspiel Birkelbach stammen. Der Kern des Teams feierte 2019 „Petersilienhochzeit“ und turnt in dieser Besetzung schon sehr lange zusammen, in den vergangenen zwei bis drei Jahren konnten junge Nachwuchskräfte auf hohem Niveau dazustoßen. Hoch betagt mit 99 Jahren mussten die Sportfreunde Birkelbach dann im vergangenen Jahr eine bittere Erfahrung machen, die nur wenige Wochen vorher noch völlig undenkbar gewesen war: Der gesamte Sport- und Trainingsbetrieb kam zum Erliegen, alle Zusammentreffen wie Vorstandssitzungen mussten ausfallen, die Jahreshauptversammlung wurde weiträumig verlegt. Schuld war die Coronavirus-Pandemie. …

Wie alles begann … 1921
Aus Erzählungen ist bekannt, dass im Vorfeld der Vereinsgründung schon nicht organisierte Turn- und Fußballwettkämpfe der Birkelbacher Jugend gegen Birkefehl, Womelsdorf, Müsse, Berghausen und andere Nachbardörfer stattgefunden hatten, entweder „in der Ebe“ oder bei der „Dicken Buche“ in der Goddelsbach. Die Vereinsgründung erfolgte schließlich im Sommer 1921. Sie fällt in eine Zeit, in der sich nach Ende des Ersten Weltkriegs in Wittgenstein die ersten Fußballvereine fanden und in organisierter Form gegeneinander antraten, zum Beispiel Vereine aus Laasphe, Feudingen, Banfe, Hesselbach, Niederlaasphe, Schwarzenau, Berleburg, Erndtebrück, Raumland und Berghausen. Der mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung zu anderen Regionen einsetzende Siegeszug des Fußballs hier in Wittgenstein dürfte unter anderem auch vor dem Hintergrund der Armut und Hoffnungslosigkeit nach dem Ersten Weltkrieg zu sehen sein. Junge Männer suchten im Sport die Möglichkeit, den alltäglichen Sorgen zu entfliehen und neue Lebensfreude zu gewinnen. Ausführlich schildern Emil Latt, Georg Stremmel und Hubert Stremmel in Band I der bisher leider noch nicht veröffentlichten Vereinschronik die Entstehungsgeschichte unseres Vereins und ordnen sie in einen zeitlichen Kontext ein. Demnach hat die Gründungsversammlung im Juni 1921 stattgefunden, es gab zehn Gründungsmitglieder: Eberhard Graffmann (Bau, Graffmann), August Grebe, Ludwig Grebe (Maureres), Heinrich Herling (Retches), Hans Radau (Sägewerk am Bahnhof), Hermann Rath (Bäckers), Otto Rath (Bäckers), Willi Schneider (Bäckers), Hubert Stremmel (Dickels, Stremmels) und Christian Treude (Christs). In den Berichten des „Amtlichen Wittgensteiner Kreisblatts“ vom 19. und 26.09.1921 wird der „Sportverein Birkelbach“ erstmalig erwähnt. Das erste uns konkret bekannte Spiel hat demnach am Sonntag, 18.09.1921, in Berghausen als Freundschaftsspiel gegen den Spiel- und Sportverein Berghausen stattgefunden und endete mit einem 4:2-Auswärtssieg für die „während des ganzen Spiels überlegenen“ Birkelbacher, die in schwarz-weißen Farben aufgelaufen waren. Eine Woche später folgte ein 3:1-Heimsieg gegen den SSV 21 Berleburg II nach einem „interessanten und schönem Spiel“ auf dem neuen Sportplatz am Unteren Köpfchen vor „zahlreich erschienenem Publikum“. Im Anschluss bestritt dann auch die zweite Mannschaft des Sportvereins Birkelbach ein Spiel, unterlag „infolge noch allzu geringer Technik“ der Jugendmannschaft aus Berleburg mit 0:6. Schon bald gibt es die erste offizielle Wittgensteiner Meisterschaftsrunde unter dem Dach des „Westdeutschen Spielverbands – Bezirk Marburg“, genannt „Edergruppe“ mit Birkelbach, Berleburg, Raumland, Berghausen und Erndtebrück. Für unsere Birkelbacher sah der Spielplan am 09.10.1921 ein Derby vor heimischen Zuschauern „Am unteren Köpfchen“ gegen den VfB Erndtebrück vor, das erste Meisterschaftsspiel der Vereinsgeschichte wurde mit 2:1 gewonnen! Pikante Randnotiz dazu: Erst am 20.09.1921 hatte der VfB Erndtebrück eine Generalversammlung abgehalten, Thema u.a. eine mögliche Fusion mit dem Sportverein Birkelbach oder ein Anschluss an den TuS 1895 Erndtebrück. Einen Tag zuvor hatten die Birkelbacher ihre Fusionsgedanken jedoch nach Erndtebrück abgesagt und sich dazu entschlossen, ihre Eigenständigkeit zu behalten. Nach sechs Siegen und einer Niederlage musste das letzte Spiel der Meisterschaftsrunde über den ersten Wittgensteiner Meister entscheiden, Birkelbach und Berleburg standen bei zwölf Punkten, wobei Berleburg bereits alle acht Spiele absolviert hatte. Erndtebrück hatte zehn Punkte auf dem Konto. Dieses Spiel des TuS 1895 Erndtebrück gegen den Sportverein Birkelbach 21 fand am 11.06.1922 in Schameder statt, im „Amtlichen Wittgensteiner Kreisblatt“ vom 09.06.1922 fand sich sogar ein Vorbericht mit der Birkelbacher Aufstellung (Treude – E.Rath, Graffmann – A.Grebe, H. Rath, Herling – L. Grebe, Halfmann, Schneider, H. Stremmel, Radau). Am Ende siegte unsere Mannschaft erneut mit 2:1 und sicherte sich im ersten Pflichtspieljahr gleich den Meistertitel der „Edergruppe“. In der Presse war zu lesen, dass die „körperlich schwere Erndtebrücker Mannschaft den jungen flinken Birkelbacher Spielern durchaus nicht gewachsen war“. Damit war dem Sportverein Birkelbach ein überaus gelungener und erfolgreicher Start in seiner Vereinsgeschichte vergönnt, der sicherlich gebührend im Vereinslokal „Zum Köpfchen“ am Sportplatz gefeiert worden ist. Bereits im ersten Jahr des Bestehens meldeten wir zwei Senioren- und eine Jugend-Mannschaft, darüber hinaus nahmen aktive Fußballer bereits in dieser Zeit auch mit großem Erfolg an Wittgensteiner Laufveranstaltungen teil. Beim Frühjahrswettlauf des SSV 1921 Berleburg im März 1922 gewann Hubert Stremmel im Jahrgang 1903 und älter über fünf Kilometer und das Team mit Richard Stremmel, Heinrich Bürger und Heinrich Hofius (Jahrgang 1904/05) gewann die Mannschaftswertung. Schon damals deutete sich also ganz vorsichtig an, dass dieser Verein zu mehr als nur Fußballspielen berufen ist. Wenn man sich die Mühe macht bzw. besser gesagt, wenn man sich das Vergnügen gönnt, in den alten Dokumenten und Presseartikeln von Latt/Stremmel/Stremmel zu stöbern, kann jeder für sich noch mehr Interessantes aus seinem Ort und seinem Verein in einer anderen Zeit erfahren. Mancherlei davon erscheint in einer seltsam magisch anmutenden Weise zeitlos. Man liest im Zeitungsbericht nach der ersten Pflichtspielniederlage (1:4 gegen Berleburg) im Oktober 1921 von einer Schwächung durch den Ausfall zweier Spieler und davon, dass „der Birkelbacher Mannschaft vor allem das Lauftraining fehlt“. Aha … Aber wie wir inzwischen wissen, hat man damals wohl die richtigen Lehren gezogen und gewann danach alle weiteren Meisterschaftsspiele. Bezüglich der Birkelbacher Zuschauer lesen wir im gleichen Bericht zum einen, dass sie „sehr zahlreich“ erschienen waren. Andererseits „wäre dem Birkelbacher Publikum etwas mehr Ruhe während des Spiels zu empfehlen, weil durch viele Zu- und Zwischenrufe Spieler und Schiedsrichter beirrt werden“. Wer in den vergangenen Jahren Heimspiele der Sportfreunde besucht hat, mag gewisse Parallelen nicht verleugnen können. Noch heute ist der Verein bekannt für seine vielen treuen Zuschauer und eine ganz besondere Atmosphäre, begünstigt durch die „Birkelbacher Böschung“, von der das Anfeuern besonders effektiv gelingt. Es dürfte kein Zufall sein, dass so manches Heimspiel gegen übermächtig scheinende Gegner mit einem Sieg endete. Allerdings, Spieler und Schiedsrichter beirren zu wollen, das weisen wir entschieden zurück …

Das 100-jährige Geburtstagskind
Spannen wir den Bogen zurück von den Anfängen bis zur Gegenwart. Unser Geburtstagskind hat sehr viel erlebt und den ein oder anderen Kratzer abbekommen, ist aber trotzdem jung, sportlich und echt attraktiv geblieben. Zwei Fußball-Seniorenmannschaften nehmen am Spielbetrieb teil, die „Erste“ in der Bezirksliga, die „Zweite“ in der Kreisliga B. In der JSG Aue-Birkelbach sind Jugendmannschaften von den Bambinis bis zur A-Jugend unterwegs. Und als wohl einziger Verein in Wittgenstein haben wir eine eigenständige noch aktive Altherrenabteilung; doppelt aktiv sogar (sportlich und gesellig). Die Turnerinnen stellen eine Verbandsliga-Mannschaft und ein junges ambitioniertes Gauliga-Team. Vom Mutter-Kind-Turnen bis zum Seniorenturnen – diese Gruppe besteht seit Jahrzehnten in nahezu unveränderter Besetzung – bieten wir neun Trainingsgruppen an. Die jüngste Turnerin ist 2 Jahre alt, die älteste über 80. Dazu kommen die Leichtathleten, die in den vergangenen Jahren eine erfolgreiche Abteilung für Jung und Alt aufgebaut haben. Neben den Erwachsenen gibt es zwei gut besuchte Gruppen für Kinder und Jugendliche. Und seit vergangenem Jahr kann man bei uns auch Spikeball spielen, eine tolle Alternative zum bekannten Sportangebot. Echt attraktiv also die SFB, auch dank unserer modernen Sportanlage mit Kunstrasenplatz und Leichtathletikanlage, mit öffentlich zugänglichem Kleinspielfeld, Bolzplatz und Beachvolleyball-Feld. Bewusst haben wir uns dazu entschieden, dass alle Kinder und Erwachsenen diese letztgenannten Anlagen auch abseits des Vereinssports in ihrer Freizeit nutzen können; ein Angebot insbesondere für das Dorf und das Kirchspiel Birkelbach. Dazu nutzen wir die Sport- und Kulturhalle Birkelbach für Training und Wettkämpfe sowie für Veranstaltungen wie unsere weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannte X-Mas Night am ersten Weihnachtsfeiertag. Unser größtes Kapital aber sind ganz sicher die Mitglieder, die uns die Treue halten seit Jahren und Jahrzehnten, die Freunde geblieben sind und die Freunde bleiben. Sportfreunde Birkelbach eben. Als Dorfklub leben wir von dieser Identifikation und vom Einsatz unserer Sportler, Trainer und Verantwortlichen im Ehrenamt. Das ist unsere DNA, das sind wir. Und so soll es auch bleiben, selbst in einer Zeit, der ein Trend zur Beliebigkeit und zur Unverbindlichkeit eigen ist. Wir sind EIN Verein über alle Abteilungen hinaus und wir helfen uns gegenseitig, wo es notwendig ist. Eine Herausforderung, keine leichte Aufgabe, aber unser Ziel. Lasst uns Freunde bleiben – auch im zweiten Jahrhundert unseres Vereins!

Meilensteine der Vereinsgeschichte 1922 Fußball: Meister der „Ederrunde“ 1935 Richard Schneider nimmt als Fußballer unter Sepp Herberger an einem DFB-Sichtungslehrgang teil und als Turner am Ausscheidungswettkampf für die Olympischen Spiele 1936 1956 Sportplatzeinweihung am aktuellen Standort (Umbau mit Flutlicht folgt 1986) 1970er Bau der Mehrzweckhalle 1990 Erster Aufstieg der Fußballer in die Bezirksliga 2005 Fußball – Kreispokalsieger im Kreis Siegen – Wittgenstein 2009 Einweihung der neuen Sportanlage mit Sportplatz, zwei Kleinspielfeldern, Leichtathletikanlage und Beachvolleyball-Feld 2012-2014 Lara Saßmannshausen wird dreimal in Folge Deutsche Meisterin im Deutschen Achtkampf 2013 Kunstturnen Damen: Meister in der Oberliga Westfalen




Kultur im Kirchspiel

Das kulturelle Leben im Kirchspiel Birkelbach im letzten Jahrhundert

Im Rahmen der Vorbereitungen für das 100-jährige Jubiläum unserer Sportfreunde habe ich mich ausgiebig mit der Vereinsgeschichte beschäftigt. Dabei stößt man auf Altbekanntes, aber auch einiges Neues und Überraschendes. In sportlicher Hinsicht haben sich die Vereinsmitglieder in den letzten Jahrzehnten nicht nur in den Kernbereichen Fußball, Turnen, Leichtathletik und Tischtennis betätigt, sondern waren in früheren Jahren auch aktiv im Handball, Schwimmen und Damenfußball. Aktuell ist mit Spikeball eine ganz neue Sportart im Angebot, dazu gibt und gab es weitere nicht fest strukturierte Aktivitäten wie Beachvolleyball, Joggen oder Mountainbiken. Auch wenn es in diesen Bereichen keine festen Trainingsgruppen und -zeiten gibt, zeigt es doch, dass man sich auch auf dem Dorf in vielfältiger Weise mit anderen gemeinsam sportlich engagieren kann. Außerhalb des sportlichen Spielfeldes fiel mir auf, dass sich auch das darüber hinaus gehende Angebot sehen lassen kann. Vereinsleben ist eben nicht allein auf den Sport beschränkt. Neben den vereinseigenen Veranstaltungen habe ich zusätzlich die herausragenden Veranstaltungen anderer Vereine und Organisationen aus dem Kirchspiel mit in den Blick genommen. So ist ein kleiner Überblick entstanden über das kulturelle Leben im Kirchspiel Birkelbach im letzten Jahrhundert, der selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben möchte. Man mag ihn verstehen als einen Abriss, der zeigt, was auch mit bescheidenen Mitteln möglich ist, wenn großes ehrenamtliches Engagement auf die breite Akzeptanz der Bürger vor Ort trifft.

Im Wittgensteiner Raum gründeten sich zu Beginn der 1920er Jahre viele Fußballverein wie auch die Sportfreunde 1921 Birkelbach e.V. Von Anfang an engagierten sich die Sportfreunde auch abseits des Sportplatzes und brachten sich ins Dorfleben ein. Umzüge und Feierlichkeiten mit mehreren Kapellen und Festzügen wurden durchgeführt. Im Vereinslokal erfolgte die Aufführung der Operette „Zarewitsch“. Infolge der Instabilität des Weimarer Reichs, der Machtübernahme der Nationalsozialisten und des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs erlahmte das kulturelle Leben zunehmend und auch in den ersten Jahren nach Kriegsende hatten die Menschen andere Prioritäten zu setzen. Mit zunehmender Zeitdauer erstarkte nach dem Wiederaufbau aber auch das gesellschaftliche Leben und spielt heute eine bedeutende Rolle im Alltag der Dorfbewohner.

Die Birkelbacher Mehrzweckhalle

Für die weitere Entwicklung im Kirchspiel sollte sich die Errichtung der Birkelbacher Mehrzweckhalle in den 1970er Jahren als Meilenstein erweisen. Die damalige Gemeinde Birkelbach erbaute die Halle, die dann in kommunaler Hand von der Gemeinde Erndtebrück übernommen worden ist. Seit einigen Jahren hat ein „Trägerverein“ der Birkelbacher Bürger die Verwaltung und Bewirtschaftung der Halle übernommen und beabsichtigt, derzeit und in den nächsten Jahren dringend notwendige Modernisierungsmaßnahmen durchzuführen. Die Vereine des Kirchspiels nutzen die Halle seit Jahrzehnten für die Durchführung sportlicher Wettbewerbe wie Fußballturniere und Turnwettkämpfe oder auch für größere Veranstaltungen wie Feierlichkeiten, Konzerte und Schützenfeste. Für den örtlichen Schützenverein Birkelbach bietet die Halle die Möglichkeit, viele Gäste aus Nah und Fern zu empfangen. Und zwar wetterunabhängig in der ersten Junihälfte eines jeden Jahres, wenn oftmals auch viele Stünzelgäste ihren Wittgensteiner Feiertag in Birkelbach ausklingen lassen. Insgesamt bietet die Halle bis zu 2000 Gästen Platz, wobei aufgrund der geltenden Sicherheitsvorschriften die Kapazität nicht vollständig ausgereizt werden darf. Die Mehrzweckhalle hat im letzten halben Jahrhundert so manchen Künstler und so manche musikalischen Töne erlebt. Neben dem Dauerbrenner der Schützenfestmusik reicht die Palette von Rockmusik in allen möglichen Facetten bis hin zur Volksmusik des Wittgensteiner Musikantenstadl. Die großen Festveranstaltungen an Ostern oder Weihnachten wurden oft von aktueller Covermusik begleitet. Teilweise 2000 Zuschauer füllten die Halle und feierten ungezählte Partys. Der kleine Ort Birkelbach erschien in den Tourprogrammen neben Millionenstädten und wurde Musikfreunden weit über Siegen-Wittgenstein hinaus bekannt, zum Beispiel lauteten die Stationen der Band Magnum bei ihrer Farewelltour 1995 „Wien, Nürnberg, Berlin, Hamburg, Münster, Birkelbach …“

Dorfjugend Birkefehl

Damit kommen wir an dieser Stelle zur Dorfjugend Birkefehl. Über zwei Jahrzehnte hinweg war es ihr gelungen, unter dem Motto „Rock in Birkelbach“ hochrangige Künstler nach Birkelbach zu holen und immer wieder vierstellige Besucherzahlen zu erreichen. Seinen Anfang nahm diese Geschichte im Jahre 1981, als sich 14 Mitglieder der Dorfjugend Birkefehl zusammenfanden, um gemeinsam Rockkonzerte in der Mehrzweckhalle durchzuführen. Doch fast wäre alles zu Ende gewesen, bevor es überhaupt begonnen hatte. Die Gemeinde Erndtebrück verweigerte ihre Zustimmung. Man gab nicht auf in Birkefehl und erreichte in den folgenden Gesprächen die Erlaubnis, unter dem Motto „Jugend-Tanzveranstaltung“ weiter planen zu können. Am 7.11.1981 fand dann ein Konzert dreier heimischer Amateurbands statt, zu dem 600 Besucher kamen. Ob dieser Zahl waren die „kühnsten Erwartungen“ der Organisatoren weit übertroffen worden und man ging konsequent seinen Weg weiter. Im Jahr 1982 fanden am 13.3. und am 6.11. weitere Konzerte mit heimischen Bands statt, die Zuschauerzahlen stiegen auf 850 bzw. 1000. Laut Presseberichten sei beim Novemberkonzert vor allem deutscher Hardrock gut angekommen. Auch in den Folgejahren organisierte die inzwischen gewachsene Gruppe der Dorfjugend Birkefehl meist zweimal jährlich ein großes Konzert zu moderaten Preisen mit bis zu vier verschiedenen Bands. Mit „Eloy“ verpflichtete man am 16.7.1983 die erste Profiband. Am 7.4.1984 spielte in Person von Woodstocklegende Alvin Lee ein Altmeister der Rockmusik in Birkelbach, mit diesem „überragendem Konzert“ sei man -so die örtliche Presse- „in ungeahnte Dimensionen vorgedrungen“. Große Namen wie Uriah Heep (1984), Nazareth (1985) und die Rodgau Monotones (1985) gaben sich die Ehre. Die Besucherzahlen pendelten sich zwischen 1300 bis 1500 ein. Absoluter Höhepunkt der fünf Premierenjahre war dann der Auftritt von Roger Chapmann am 5.4.1986 vor 1800 begeisterten Musikfreunden. Die Kulturredaktion der regionalen Presse zieht einen Vergleich zu einem eher bescheiden besuchten Konzert Chapmans in der Siegerlandhalle vor 1 ½ Jahren mit 500 Zuschauern weniger und titelt „Die Großstadt ist tot, es lebe die Provinz. Immer volles Haus, das spricht sich schnell rum bei Bands und Zuschauern.“ Und Roger Chapman schien es ebenfalls in Birkelbach gefallen zu haben, er kommt 2 ½ Jahre später wieder, zwischenzeitlich waren auch David Knopfler, Extrabreit, Golden Earring aus Holland und das DDR-Quintett Die Puhdys in der Wittgensteiner Hauptstadt des Rocks gewesen, die neben den Livekonzerten im Musikalltag natürlich auch noch die Kultkneipe „Beusse“ zu bieten hatte.

Neben Roger Chapman spielten auch Uriah Heep (1984 und 1990) und Magnum (1991 und 1995) zweimal in der Mehrzweckhalle, die Besucherzahlen pendelten sich im Durchschnitt Ende der 80er bis Anfang der 90er Jahre bei 1600-1800 ein. Am 19.6.1994 spielten die Hooters „in Bestform“ und erzeugten eine „Superstimmung“ vor 2000 Musikfreunden. In diesen Jahren waren auch Wolf Maahn, Axxis, U.D.O., Bonfire Ronnie James Dio und die kölsche Band Brings zu Gast bei der Dorfjugend Birkefehl. Diese veranstaltete über 20 Jahre lang fast 30 Rockkonzerte, ein Höhepunkt zum Ende hin war In Extremo am 22.9.2000, nachdem die weltweit erfolgreiche Heavy Metal Band Manowar zwei Jahre zuvor vor 1700 Zuschauern an der Eder vorbeigeschaut hatte. Manfred Mann`s Earth Band und die Hardrockformation Saxon sind für die Jahre 1996 und 1995 noch zu nennen, wobei eine Vielzahl der kleineren unbekannteren Amateurbands hier nicht genannt werden können; es würde schlicht den Rahmen sprengen.

„Musikantenstadl“

Livemusik aus einer ganz anderen Richtung präsentierten die Sportfreunde einige Jahre lang in den 80ern und 90ern. Volksmusikkonzerte von bekannten überregional Künstlern begeisterten das hiesige Publikum. Auch hier konnten vierstellige Besucherzahlen erreicht werden. Unter dem Namen „Wittgensteiner Musikantenstadl“ firmierte diese Veranstaltungsreihe, in der Regel waren vier bis fünf Künstler bzw. Gruppen an einem Tag mit dabei. Den Auftakt bildete ein Konzert am 14.11.1987 mit Franz`l Lang, den Kirmesmusikanten, dem Kollmannsberger Duo und Winfried Stark mit seinen Steigerwäldern. Bis 1991 folgten jährlich jeweils im Herbst weitere „Stadl“, die letzte Veranstaltung dieser Art, den 6. Wittgensteiner Musikantenstadl, gab es schließlich nach einer mehrjährigen Pause am 17.02.1996 mit den Gruppen Die Schäfer, Original fidele Mölltaler und dem Papenburger Shanty-Chor. In den Jahren dazwischen waren national bekannte Volksmusikgrößen wie Nella Martinelli und die Moldau Mädels (1988), Marianne und Michael sowie Fred Rai mit seinem Pferd Spitzbub (1989) oder auch Patrick Lindner sowie Gitti und Erika (1990) mit dabei. Neben Edith Prock zog es am 09.11.1991 den bekannten Panflötisten Edward Simoni an die Eder.

Auch unter dem Namen „Musikantenstadl“ traten 2002 und 2003 heimische Blasmusikgruppen im Rahmen von Benefizkonzerten in der Mehrzweckhalle auf. Ausrichter war der Zweckverband Wittgenstein. Dabei waren die Oberlahntaler, die Sauerland Musikanten und die Original Wittgensteiner Musikanten, die hier als Musikkapelle aus dem Kirchspiel ein Heimspiel hatten. Die Urformation, die Womelsdorfer Musikanten, hatten bereits 1867 auf dem Schützenfest in Erndtebrück gespielt. Es handelte sich um ehemalige Militärmusiker, die besonders geübt waren im Spielen von Marschmusik. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte unter der Führung von Fritz Grebe ein Neuanfang und Mitte der 70er Jahre erschien die erste Langspielplatte, nunmehr unter dem Namen Original Wittgensteiner Musikanten. Die Musiker wurden über die Kreisgrenzen hinweg bekannt und gaben auch im Ausland Konzerte. Man kann also feststellen, dass nicht nur fremde große Künstler in die Mehrzweckhalle nach Birkelbach gelockt werden konnten, sondern dass auch hier aus dem Kirchspiel heraus Musiker ihren Weg gemacht haben.

Covermusik

Wenn für den Musikgeschmack vieler etwas dabei sein und die Band flexibel auf das Publikum reagieren soll, wenn sie aktuelle Songs spielen und gute Live-Stimmung verbreiten soll, schlägt die Stunde der Coverbands. Seit den 70er Jahren fanden Traditionsveranstaltungen zu Weihnachten und Ostern in der Mehrzweckhalle statt, aktuell noch regelmäßig im Rahmen der X-mas Night der Sportfreunde am 25.12. jeden Jahres (früher „Weihnachtsball“). Ende der 70er Jahre mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Kassenlage für die Jugendarbeit aufzubessern, ist das Fest noch heute die Haupteinnahmequelle des Vereins. In den letzten Jahren trat die Siegerländer Coverband „Unart“ auf und zog über 1000 Gäste an, in früheren Jahren spielten u.a. auch Sound in, Four funny fives und Silent Seven zu Weihnachten an der Eder. Leider keinen festen Platz mehr im örtlichen Terminkalender hat der Osterball, zuletzt vor knapp 10 Jahren unter dem Namen „Rock das Ei“ bekannt und wiederbelebt, den der Schützenverein Birkelbach seit Mitte der 70er Jahre ausgerichtet hatte. Zu früheren Glanzzeiten waren auch an Ostern unzählige feierwütige Wittgensteiner und Gäste aus den angrenzenden Regionen nach Birkelbach gekommen.

Allerlei

Wenn man an allerlei sonstige musikalische Auftritte der letzten Jahre im Kirchspiel denkt, wird es tendenziell rockig. Trotz aller sonstiger erfolgreicher Musikdarbietungen scheint der Rock in Birkelbach und auch in Wittgenstein einen ganz besonderen Platz im Herzen der Menschen zu haben. Im August 2008 gab die weltweit erfolgreiche Band Fury in the Slaugterhouse ein Konzert in der Mehrzweckhalle und begeisterte die Massen, im Jahre 2016 folgten die Kölschrocker von Brings. Und ausnahmsweise geht es auch Open Air, am Sportplatz und damit vor der Halle: Auf Einladung der Sportfreunde hatten Bogga dort im April 2011 ein Heimspiel. Wenn wir über Rockmusik sprechen, dürfen wir natürlich die legendäre B.E.U.S.S.E Party der Dorfjugend Birkelbach nicht vergessen. In jedem Frühjahr legen in Erinnerung an die ehemalige Birkelbacher Kultkneipe frühere DJs die bekannten Beussesongs auf und nehmen die alten und jungen Rockfans in der brechend vollen und stilecht dekorierten Halle bei Getränken von damals mit auf eine Zeitreise. Zurück in die Zeit, als am Birkelbacher Bahnhof noch das Mekka vieler Wittgensteiner Jugendlichen und nicht erwachsen gewordenen Volljährigen war.

Ein Sänger und Rapper, der in Berlin lebt und aus dem Kirchspiel Birkelbach kommt, das klingt spannend. Ist es auch. Friedrich Kallendorf heißt der Mann, der sich ganz bewusst auch zu seinem Ursprung als Dorfkind bekennt und seine Heimat insbesondere mit dem Lied „Wittgenstein“ bedacht hat. Ganz anders natürlich als das Original Wittgensteiner Heimatlied, das achtzig Jahre älter ist und -wie sollte es anders sein - von einem Birkelbacher, nämlich Walter Birkelbach, geschrieben worden ist. Die Hymne im Ländchen schlechthin und ein Unikat, wie es auch die Birkelbacher Peitschenknaller sind. Rhythmische Knallfolgen durch lautes und schnelles Knallen mit einer Peitsche zu erzeugen ist eine Tradition, die ansonsten hauptsächlich im alpenländlichen Raum zu finden ist. Aber eben auch in Birkelbach war sie in den letzten Jahrzehnten gepflegt worden.

So ein Theater…

Neben der Musik sollen auch sonstige Aufführungen im heimischen Raum nicht gänzlich unerwähnt bleiben. Es handelte sich zwar nicht um vergleichbar publikumsstarke Events, aber die örtliche Bevölkerung hatte auch an diesen Veranstaltungen große Freude. So zum Beispiel bei den Aufführungen des Gemischten Chors Birkelbach, dem ältesten Verein im Ort, unter dem schönen Motto „wo jung und alt sich treffen“. In den 70er Jahren zeichnete eine Laienspielgruppe der Sportfreunde für ähnliche Aufführungen verantwortlich. Und aktuell seit einigen Jahren veranstaltet die Kirchengemeinde Birkelbach in der Adventszeit ein Kindermusical, das mit großer Hingabe und viel zeitlichem Aufwand vorbereitet wird. Die Aufführungen der Kleinen faszinieren und begeistern die Eltern und die ganze Gemeinde.


(Meine Zusammenstellung beruht zum Teil auf Informationen aus dritter Hand, z.B. auch Presseartikel und Internetrecherche. Sollte trotz ehrlichem Bemühen ein Fehler unterlaufen sein, bitte ich um Nachsicht und eine entsprechende Mitteilung an mich. Die Auswahl der Themen erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Wichtig war mir, die Vielfältigkeit des kulturellen Angebots hier vor Ort auf dem Dorf aufzuzeigen.)

Olaf Wunderlich, Vorsitzender SFB

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